Sexualität ist lernbar und erweiterbar.
Jeder Mensch bringt seine individuelle sexuelle Lerngeschichte in jede sexuelle Begegnung mit. Unterschiedliche sexuelle Vorlieben, Erfahrungen, Wünsche, Werte und körperliche Voraussetzungen treffen in der Partner:innen-Sexualität aufeinander und können Reibungspunkte oder gar Konflikte ergeben. Diese bieten eine Wachstums-Chance. Alle an der Sexualität beteiligten Komponenten sind Teil der menschlichen Sexualentwicklung und entwickeln sich über persönliche und soziale Lernprozesse.
Durch das Kennenlernen des eigenen sexuellen Wesens, des eigenen Körpers und der damit in Zusammenhang stehenden Kognitionen, Glaubenssätzen und Emotionen kann die Sexualität erweitert werden. Sexuelle Störungen können neben körperlichen Ursachen auch eine Funktion als Schutz vor konflikthaft Erlebtem stehen oder als Lösunsgversuch für problematische Beziehungsdynamiken angesehen werden.
Im Ausüben und Erleben der Sexualität spielen verschiedene Komponenten zusammen, die im Sexcorporel-Ansatz betrachtet werden: Kognitive Komponenten Kenntnisse, Werte, Normen, Glaubenssysteme, Denkweisen, Idealisierungen, Mystifizierungen und Ideologien in Bezug auf die Sexualität. Diese spiegeln die individuelle Lerngeschichte und das gesellschaftliche Umfeld wieder, in dem ein Mensch aufgewachsen ist und lebt.
Physiologische Komponenten
Erregungsfunktion und die Erregungsmodi, d.h. die Arten der Erregungssteigerung. Die Erregungsfunktion beinhaltet den vorgeburtlichen Erregungsreflex. Im Zusammenspiel mit Lernprozessen d.h. kontrollierten muskulären Abläufen, spielt dieser eine wichtige Rolle für die sexuelle Entwicklung . Der Wunsch, Sexualität und Intimität zu geniessen basiert letztendlich auf dem Erregungsreflex. Wenn die Erregungssteigerung und Kanalisation gelingt, führt die Reise zu einem zweiten reflektorischen Geschehen, das in den Orgasmus mündet. Durch einen Lernprozess kann die sexuelle Erregung durch muskuläre Übungen und rhythmische Bewegungen intensiviert werden.
Sexodynamische Komponenten
Was regt uns sexuell an? Wie lässt sich sexuelles Begehren ausdrücken? Wahrnehmungen, Gefühle, Emotionen, Symbole, Fantasien und Vorstellungen, die in direktem Zusammenhang mit der Sexualität stehen, werden als sexodynamische Komponenten bezeichnet. Sie entwickeln sich über Lernschritte im Sexualisierungsprozess. Die Erregungsmodi, die wir uns aneignen, haben einen wesentlichen Einfluss auf diese Entwicklung. Daraus ergibt sich auch die Fähigkeit Sexualität zu geniessen und sexuelle Selbstsicherheit zu entwickeln
Beziehungskomponenten
Dies sind die Fähigkeiten, sich zu verlieben, Intimität zuzulassen, sich zu lieben und zu binden, den Partner zu verführen sowie eigene Wünsche, Ängste, Grenzen und Vorlieben zu kommunizieren.